Gemeinsam mit unserer Mitarbeiterin Kristin Kummer war ich, Steffen Marquardt (in meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender unseres VITAL e.V.), bei der Feier des 33. Jubiläums der Elterninitiative für Menschen mit Behinderung und deren Familien e.V.
Die Elterninitiative hatte den ganzen Tag über ein buntes und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Es wurden Workshops und Gesprächsrunden angeboten. Auch an Aktivitäten wie Reiten, Trommeln, Boxen, Bogenschießen und vielem mehr konnte man teilnehmen. Dazu wurden auch Räumlichkeiten der WBS Schule genutzt.
Die offizielle Feierstunde fand dann in der Markuskirche in Plauen statt. Dabei wurde auch die Anfangszeiten vor 33 Jahren erinnert, als sich sieben Mütter von Kindern mit Behinderung zusammenfanden, um gemeinsam Lösungen für ihre Probleme zu finden. Damals fehlte es völlig an passenden Organisationsstrukturen, um das Leben mit besonderen Kindern so gut wie möglich zu gestalten. Ein Satz auf der ersten Seite des Begleitheftes zum 33. Jubiläum beschreibt diese Situation gut: ”Was heute völlig normal erscheint, war Anfang der Neunziger Jahre für viele behinderte Menschen und ihre Familien noch eine ferne Vision.”
Auch der Oberbürgermeister von Plauen Steffen Zenner sprach zum Festakt. Er selbst hat viele Jahre den Weg der Elterninitiative als Sozialbürgermeister begleitet und mitverfolgt. Neben weiteren Redebeiträgen trat außerdem auch noch eine Gesangsgruppe bestehend aus Menschen mit Behinderungen auf sowie das Trio „Ernstberger & Band” – mit dabei war auch Holger Penter als Bassist, der selbst bei der Elterninitiative tätig ist.
Nach dieser Festveranstaltung gab es ein Glas alkoholfreien Sekt zum Anstoßen und dann ging es vor der Markuskirche auch schon weiter. Dort fand im Festzelt eine Riesenparty mit der “Oase Disco” statt. Es gab Essens- und Informationsstände. Später wurde auch noch eine Sammelbüchse mit Spenden an die Geschäftsführerin Petra Roth übergeben.
Bei dieser Feierstunde durchfuhr mich die Erkenntnis, dass ich selbst schon seit dem 03.06.2007 Mitglied der Elterninitiative bin. Das kam so: Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, wollten diese mit den Enkelkindern in den Urlaub fahren. Das ging aber nicht, da ich zu Hause Unterstützung benötigte. Als Lösung fand sich die Elterninitiative, wo ich zwei Wochen wohnen konnte. Das war damals in der Rilkestraße. Das machten wir einige Sommer so und es funktionierte gut.
Zwei Mal fuhr ich auch mit der Elterninitiative in den Urlaub. Einmal nach Hamburg und einmal nach Bayern an den Ammersee. Nachdem ich 2004 mit einer Hirnblutung umgefallen war, hatte ich im Traum nicht mehr daran gedacht, einmal die Reeperbahn zu sehen, ein großes Musical zu besuchen oder auf 1500 m Höhe in die Alpen zu kommen. Mit der Elterninitiative ging das alles.
Als das persönliche Budget und das Bundesteilhabegesetz durchgesetzt wurden, nutzte ich den Pflegedienst der Elterninitiative, um Assistenzleistungen für meine Wassertherapie einzukaufen. Vorher hatte mich immer mein Vater begleitet, doch der ist jetzt auch weit über 80. Viele weitere Male nutze ich den Dienst der Elterninitiative, z.B. um an einer mehrtägigen Bildungsveranstaltung, dem Nachsorgekongress der “Hannelore Kohl Stiftung” teilzunehmen (in Berlin, Frankfurt/M., Bayreuth oder Dresden) oder um im Jenaer Zeiss Planetarium eine Vorführung zu sehen.
Heute bieten wir mit unserem VITAL e.V. jährlich selbst eine Reise an. Außerdem sind wir der Elterninitiative und diese bei uns als Mitglied beigetreten. So ergeben sich immer wieder Schnittpunkte, an denen wir uns ergänzen oder voneinander profitieren.
Die Entwicklung dieser Initiative verdient große Anerkennung und großen Dank für die Vorreiterrolle in unserer Region. Heute wird die Elterninitiative in vielen Gremien geschätzt: so im Bundesvorstand des bvkm, dem Beirat für Menschen mit Behinderungen des Vogtlandkreises und der AG Behindertenhilfe Plauen.
Doch es bleibt wichtig, weiterhin für inklusive Strukturen zu kämpfen. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, die Unterstützung und Akzeptanz erhalten, die sie verdienen.
Wir gratulieren der Elterninitiative von ganzen Herzen für das bisher Erreichte und wissen auch, dass der Weg noch nicht zu Ende ist.
Steffen Marquardt
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